Donnerstag, 29. Juli 2010

Berliner Höhenweg 1

Es war ja einige Tage still hier im Blog.

Wir sind letzten Freitag zu unserer hochalpinen Wanderung in die Zillertaler Alpen aufgebrochen. Uns haben einige spannende Tage auf dem Berliner Höhenweg erwartet, denn aus der erwarteten Sommerwanderung ist an manchen Tagen gefühlt eine Trekkingtour am Nanga Parbat geworden und wir haben entschieden unsere Tour vorzeitig abzubrechen.
Wenn Ihr Lust habt, geht doch ein Stückchen mit uns und erlebt unsere Wanderung ein wenig nach.

23. Juli 2010
Mein Mann, unser Freund J. und ich sind in Freising bei leichtem Nieselregen losgefahren, aber nachdem wir unser Auto am Schlegeisspeicher im Zillertal abgestellt hatten, konnten wir bei warmen Temperaturen und einigen sonnigen Momenten losmarschieren. Der Weg war angenehm zu laufen und wir konnten die Landschaft und die Luft genießen.
Es ging gut voran und wir haben uns höher geschraubt, kleine Bachläufe konnten über Stege überquert werden, und wir ließen die Baumgrenze hinter uns. Doch so nach und nach haben uns doch die ersten Regenschauer erwischt und es wurde merklich kälter, so dass wir unsere Regenjacken anziehen mussten. Die kurzen regenfreien Pausen haben wir für Fotos genutzt. Überall sind uns frei herumlaufende Schafherden begegnet und die sind ja immer wieder ein dankbares Fotomotiv.
Unser Tagesziel war das Friesenberghaus und nach ca. 3,5 Stunden incl. einiger Umziehpausen und Fotostopps hatten wir die Höhenmeter bewältigt. Wir befanden uns, etwas nass, aber glücklich, auf 2498 Metern. Am späteren Nachmittag regnete es sich ein und es blitzte und donnerte gewaltig.
Andere Wanderer hatten nicht so viel Glück wie wir, der Regen hatte sie so richtig voll erwischt und sie kamen mit Wasser in den Schuhen und auch sonst vollständig durchweicht in der Hütte an. Diesen Wetterwechsel und die Höhe habe nicht nur ich gemerkt und wir sind nach einem guten Abendessen schon gegen 20:20 Uhr totmüde ins Bett gefallen. Ein letzter Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes für den nächsten Tag.

24. Juli 2010
Um 6:00 Uhr guckte mein Mann aus dem Fenster und verkündete, dass es in der Nacht kräftig geschneit hätte, es immer noch schneien würde und dicke Schneeflocken richtig schräg fliegen würden. Also war es auch noch windig.
Tja, wie sollte es weiter gehen?
Der Hüttenwirt meint, dass wenn wir früh aufbrechen würden, könnten wir es noch schaffen einigermaßen gut zur Olperer Hütte zu kommen. Also haben wir so um 8:15 Uhr herum unsere Rucksäcke aufgeschnallt und sind dick eingepackt in das Schneegestöber hinein losgelaufen. Zunächst ging es zum Friesenbergsee hinunter und dann steil in kleinen Serpentinen bergauf. Die Wegweiser, die an einigen Abzweigungen stehen, waren dick verschneit und wir mussten sie freiputzen.
Der größte Teil der Wege ist aber mit rot-weiß-roten Farbmarkierungen (sind auf einigen Bildern zu sehen) auf größeren Steinen gekennzeichnet und diese liegen oft am Boden und sie waren nun zugeschneit. Ohne diese markierten Steine ist man im Hochgebirge einfach aufgeschmissen. Es gab immer wieder Situationen, wo uns der Weg nicht eindeutig erschien und wir auch überlegt haben, ob wir eventuell zurück zum Friesenberghaus gehen. Hier hat sich unser Freund als wirklicher Pfadfinder erwiesen, der immer wieder die markierten Steine gesucht, sie tatsächlich entdeckt und dann die Markierungen freigekratzt hat.
Und nun sagen wohl die Bilder mehr als tausend Worte.
So haben wir uns weiter durchgekämpft und wir waren nicht die einzigen. Es waren doch auch noch einige andere Wanderer unterwegs, sogar Familien mit Kindern.
Ich muss sagen, dass mich zwischendurch schon immer wieder leicht die Panik überfiel, denn es gab einige abschüssige Stellen, die dann auch noch glatt waren. Da möchte man nicht abrutschen, denn es geht steil nach unten ins Nichts. Man denkt beim Gehen nur noch an den nächsten Schritt und an nichts anderes mehr. Ihr könnt Euch vorstellen, wie froh wir waren, als wir nach ca. 3:20h das Dach der Olperer Hütte aus dem Schneegestöber und Nebel haben auftauchen sehen. Wir mussten nur noch über die Hängebrücke und dann war es geschafft.
Nach dem Aufhängen der nassen Kleidung im Trockenraum und nach dem Umziehen habe ich mich dann auch langsam bei einer heißen Suppe und einem Radler entspannt. Und meinen erhöhten Adrenalinspiegel habe ich mit Stricken wieder abgesenkt - das hilft immer.
Fortsetzung folgt....

4 Kommentare:

  1. Puh, liebe Angelika, da habt ihr aber wirklich eine strapaziöse Wanderung hinter euch gebracht. Das mit dem Schnee war ja wirklich nicht so schön. Kann mir vorstellen, dass man da leicht in Panik verfällt. Danke, dass du uns mit auf deine Wanderung genommen hast und ich freu mich schon auf die nächste Etappe.
    Wie gern würde ich auch mal wieder so eine Wanderung machen, aber ich fürchte, dass ich das leider nicht mehr schaffe, so ohne Training. Zu gern erinnere ich mich an die Wanderung mit meinem Vater auf dem Heilbronner Weg, damals...als Jugendliche...
    LG
    Anja

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  2. Wow, das hoert sich ja wie ein Abenteuer an. So unberechenbar ist das Wetter. Danke fuer den Reisebericht und die Photos.

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  3. Wahnsinn!!! Der kleine Balken da auf dem allerersten Bild soll ein Steg sein??? Spätestens da wär ich wahrscheinlich schon umgekehrt.
    Aber ein wunderschöner Bericht.
    Liebe Grüße, Ruth

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  4. Meine Güte - ich bin ja nun auch ein "Draußi", aber bei der Tour hätte ich garantiert schon sehr viel früher schlappgemacht. Freue mich schon auf die Fortsetzung!

    Liebe Grüße

    von Birgit

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